Autoput reloaded

Wer sich nach dem legendären Autoput zurück sehnt oder einmal erfahren will, wie sich das damals anfühlte, muss unbedingt nach Rumänien fahren. Es gibt dort fast keine Autobahnen und so quält sich der Verkehr über Landstraßen und durch die kleinen Orte des Landes. Ein LKW jagt den anderen, dazwischen einige wenige Touristen. Stoßstange an Stoßstange quält man sich durch das Land. Mehr als 70 km in der Stunde sind nicht zu schaffen. Die Einheimischen halten sich für Rennfahrer Nachwuchs und fahren so, als würden sie für den nächsten Grand Prix trainieren

Es strengt an, weil nicht nur der Vordermann zu beachten ist, sondern auch die einheimischen Raser von hinten und die Waghalsigen aus dem Gegenverkehr. Die Folgen kann man jeder Tag beobachten. Mal brannte ein LKW auf der Haupttransitroute. Am nächsten Tag wurde gerade ein PKW, der beide Vorderräder von sich streckte mit vereinten Kräften von den Mitreisenden in den Gaben geschoben. Dann wieder staute sich der Verkehr, weil in einer unübersichtlichen Kurve ein Überholversuch in Blechschäden endete.

So sah ich jeden Tag einen Unfall. Das Ausweichen auf untergeordnete Straßen lohnt sich auch nicht. Sie sind schmal und übersät mit Schlaglöchern. Trotzdem versuchen LKWs auch hier Zeit gut zu machen.

Ich habe die Karpaten drei Mal überquert (Sind auch nur ein einziger 60 km breiter Gebirgszug) Selbst die abgelegenste Passstraße wird als Ausweichroute genutzt. Und so heißt die Alternative: Viel Verkehr auf kleinen Passstraßen oder 10 km Stau auf der Hauptroute durch Sinaia (bekannter Wintersportort in den Karpaten zwischen Kronstadt und Bukarest).

Die einfachen aber schönen Häuser in den Ortsdurchfahrten Siebenbürgens sind überzogen von einer gräulich-braunen Staubschicht. Abgase, Ruß und Partikel legen sich auf alles am Straßenrand. Eigentlich kann man auch bereits nicht mehr von Feinstaub reden. Das ist Massivstaub.

Bei all den Stopps- and Gos fragte ich mich, wo denn die Emmissionsmeßstellen stehen? Wahrscheinlich haben die Rumänen sie tief in den Wäldern der Karpaten aufgestellt. Wenn an dem mittlerweile berühmten Tor in Stuttgart mal wieder alle Messwerte gerissen werden, herrscht dort immer noch spürbar bessere Luft als in jedem Rumänischen Dorf.