Bangkok- Was soll ich hier (machen)?

Vorsicht vor alten To-Do Listen. Sie entwickeln ein Eigenleben, wenn sie nicht regelmäßig abgearbeitet werden. Weil ein Thema so lange auf der Merkliste auftaucht, macht man sich auch keine Gedanken mehr darüber, warum der Ort einst besuchenswert erschien. Eigentlich hat man die Reisemotivation seit langem komplett vergessen.

Asiatisches Großstadtidyll

So stand ich am 1.1. in Bangkok unter einem doppelten Overfly (Sky Train und 8-spurige Autobahn) inmitten von provisorischen Imbissbuden und versuchte den Tuk Tuks und Mopeds auf der Straßen Ruine auszuweichen. Die Luft stand schwül warm in den Strassenschluchten und wurde durch die Abgase nicht erträglicher. Der Straßenlärm hallte mir in den Ohren und die Sonne knallte vom Himmel. Vor mir lagen einige alte Handwerkerbuden, dahinter Abrissgelände und am Rand fraßen sich bereits die modernen Hochhäuser in die Reste der Altstadt.

  • Hier frißt sich die Moderne voran

  • Der alte Blumenmarkt

  • Markthallen

Auf den Kanälen

Asiatisches "Großstadt Idyll" eben. Singapore sah vor 30 Jahren so aus, Shanghai vor 20. Heute sind sie durchsanierte, gesichtslose Megacitys und das Leben spielt sich in vollklimatisierten Shoppingmalls ab.

 

Und was soll ich hier, fragte ich mich. Registrieren wie eine weitere Stadt bedenken- und rücksichtslos in die Moderne stürmt", oder die typische deutsche Hybris der Feinstaub und Stickoxiddiskussion erkennen? Die Hälfte der Passanten trägt hier Atemmasken. Bei Mopedfahrern sind die mit den aufgedruckten Totenköpfen sehr beliebt. Aber auf die Idee, dass auch ihre Mopeds mit dem Zweitacktgemisch zu dem schwer erträglichen Smog in der Stadt beitragen, käme wohl keiner. Bürgersteige zum Flanieren und erwandern einer Stadt: rudimentär. Fahrradwege-Fehlanzeige. Lediglich der Pendeldienst mit Langbooten auf den Kanälen war eine bemerkenswerte Neuerung im Nahverkehr und zur Entdeckung einer Stadt geeignet. Doch Vorsicht: Die Boote fahren mit einem Affenzahn zwischen den Haltestellen, machen einen enormen Krach und das trübe Kanalwasser spritzt bis weit ins Boot hinein.

 

Hatte ich nicht lauthals verkündet, kein Interesse mehr an hektischen asiatischen Megacitys zu haben? Und überhaupt sei tropisches Klima das Letzte, Man könne sich nicht bewegen und die Erkältung sei vorprogrammiert, weil auf Dauer der ständige Wechsel vom schwülen Smog in tiefgekühlte Klimaräume mit Sicherheit Infekte verursacht. Und die laufenden Klimaanlagen rauben einem auch nachts den Schlaf.

Buddhas ohne Ende

Trotzdem war ich hier und schon am ersten Tag gefrustet. Ich brauchte dringend einen Beschäftigungsplan. So quälte ich mich den restlichen Tag durch alle wichtigen Tempel der Hauptstadt und den Blumen- und den Chinesenmarkt. Am zweiten Tag suchte ich schon nach Alternativen, checkte die Flugverbindungen nach Neu Zeeland und grübelte über die Kosten eines Rückfluges nach Europa. Aus lauter Langeweile lernte ich auch die ikonografischen Buddha Haltungen zu unterscheiden, erleuchteter Buddha, teuflischer Buddha, segnender Buddha, die Flut-Stoppender Buddha, liegender Buddha. Insgesamt sollen es in Thailand 16 unterschiedliche Buđdhahaltungen geben. Aber warum sollte sich ein Atheist für Buddhas erwärmen?