Nix wie durch-West Ontario, Manitoba, Saskatchewan und Ost Alberta

Hinter Toronto hat es sich etwas gezogen

An den Spruch  der Gattin des Unternehmers, der die Bagdadbahn gebaut hat, fühlte ich mich im Mittelteil meiner Kanadadurchquerung erinnert.  Sie antwortete auf die Frage des Hanauer Anzeigers, wie denn die Eröffnungsfahrt von Frankfurt nach Bagdad gewesen sei, mit: “Hinter Hanau hat es sich etwas gezogen“. So fühlte es sich auch in Kanada an. 150 Kilometer nördlich von Toronto hörten erst die Straßenalternativen auf. Alles konzentrierte sich auf den Transcanadien Highway und eine Bahntrasse. Dann begann ein Wald, der für die nächsten 750 km nicht mehr aufhörte. Und das Land wellte sich weit entfernt und mit seltenen Blick auf die großen Seen so vor sich hin. Die ersten Provincial Parks an der Strecke habe ich noch besucht. Einen Unterschied vom Wald vor dem Park zum Wald im Park habe ich nicht feststellen können. Beide waren unaufgeräumt. Der Versucht auf den beschriebenen Trails, Rad zu fahren, schlug fehl. Fast überall war ein Radelverbot angezeigt worden. Im Ersten habe ich mir alternativ die Wanderschuhe für den 2 km Rundweg angezogen. Den zweiten bin ich in Sandalen gelaufen und ab dem Dritte habe ich auf Ausflüge in die Natur oder auf Radtouren ganz verzichtet.
So wellte sich die Fahrt bei atemberaubenden Geschwindigkeiten von 90 bis 100 km mehrere Tage dahin. Es hätte mir eine Warnung sein sollen, wenn über Thunder Bay in den stets überschwänglichen Reiseführern geschrieben wird, es sei der ideale Ort, genau zwischen Toronto und Winnipeg gelegen, der einen Anschein von Urbanität verströme. Konkret: stink langweiliger Ort mit mehr als 50 Häusern und monotone 750 km Anfahrt und eine genauso weite und uninteressanter Anschlußfahrt. Für mich reduzierte sich die die Strecke auf drei Hörbücher, die gedruckt waffenscheinpflichtig dicke Exemplare sind. Der neue Siri Hustved bis Maraton, TC Boyles „Hart auf hart“ bis Winnipeg und danach „Sophia, der Tod und ich“. Ansonsten fällt die Erinnerung an die Strecke zu einem einzigen welligen, waldigen Brei zusammen.
Kurz vor Winnipeg hörte erst der Wald, dann das Wellige auf, und es begann plattes Farmland für die nächsten 1500 km. Noch langweiliger und noch mehr Hörbücher. Mein gesamter Reisevorrat für Monate ist mittlerweile aufgehört. Und an Radfahren war überhaupt nicht zu denken.
Das einzig Dramatische auf der Tour war das Wetter.
Und nach fast einer Woche und obwohl der Ort "mountain view" hieß, war ich völlig überrascht. Auf einmal schoß eine Kette von Bergen aus der Ebene empor. Die Rockies waren erreicht. Endlich Mountain für das Bike.

Wenigstens das Wetter war dramatisch