Von Riesen und Windmühlen

Und auch andere Ortsangaben bleiben mysteriös. So streiten sich gleich drei Orte, wo denn der spanischste aller Helden seinen Kampf gegen die über 30 grimmigen und furchteinflößenden Riesen ausfocht, die in Wirklichkeit Windmühlen waren. Würde ich von Schwarmintelligenz ausgehen und die Anzahl der Reisebusse und Mietautos als Maßstab der Ortsautentizität ansehen, wären die Mühlen von Consuegra der Ort des absurden Gefechts. Für die vielen asiatischen Gäste liegt mitten zwischen den Mühlen auch noch dekorativ eine Festung. Davon ist im Roman zwar keine Rede, aber es ist photogen. Zudem hat Consuegra den Vorteil direkt an der Autobahn Madrid-Andalusien zu liegen.

Legt man ein ästhetisches Mengenmaß zu Grunde so sind die Mühlen von Campo de Criptana der Ort der Heldenschlacht. In den Bildbänden und Reiseführern hat das Mühlenmotiv aus dieser Gegend ein deutliches Übergewicht.  Allerdings ist hier der Rummel erheblich geringer, vielleicht weil die Autobahn doch rund 10 km weiter weg verläuft.

Mir persönlich ist völlig unklar, warum das Mühlenmotiv überhaupt so zur Ikone für Don Quichotes Narreteien wurde. Klappriger[fs1]  Gaul, dürre Gestalt in Ritterrüstung und dahinter eine Windmühle-so sehen fast alle Darstellungen des Helden aus der Mancha aus. Dabei ist das Kapitel sehr kurz, das Motiv wird nur einmal erwähnt und es gibt deutlich lustigere, weil absurdere Anekdoten. Will man beim Motiv der Riesen bleibt, finde ich den schlafwandelnden Kampf im Gasthaus deutlich lustiger geschrieben, bei dem der Ritter auf Weinschläuche einsticht und der Knappe angesichts der vielen roten Flüssigkeit von reichlicher Belohnung träumt.