Hohe Tatra

Hohe Tatra klingt in Kölner Ohren wie exotisches Skifahren im Kaukasus. Warum sollte man tagelang nach Osten fahren, wenn die bekannten Ski-Hänge der Alpen nur sechs bis acht Fahrstunden entfernt sind?

Ganz anders die Berliner Sicht.  Für sie liegt die Tatra nahe und die Alpen erscheinen als die fernen Berge.

Als in Zeiten der DDR reisen in die Alpen unerreichbar und exotisch waren, entwickelte sich das südpolnische Zakopane zum Zermatt des Ostens.

Vollkommen westintegriert geblieben lagen auch zu meiner Berliner Zeit die Ski-Ziele in den Alpen und die hohe Tatra blieb mir unbekannt. Was liegt also näher für eine sommerliche Reise nach Griechenland als ein Halt in der hohen Tatra.

Sowohl bei der Anreise aus dem Süden als auch aus dem Norden enttäuscht der Gebirgszug auf den ersten Blick. Er hat garnichts alpines. Er lässt sich eher mit dem Schwarzwald oder dem Voralpenland vergleichen mit seinen teils bewaldeten, spitzen Grasrücken. Und nach 40 km ist man durch das Gebirge durch und wieder in der Ebene (1 Stunde mit dem Auto, 2,5 Stunden mit dem Rad). Nur auf dem Grenzpass von Polen in die Slowakei lassen sich Berggrate und zwei schroffe Felsspitzen ausmachen.

Und so schlängelt sich in der Hauptsaison im Sommer von Süden (Slowakei) und vom Norden (Polen) allmorgendlich ein Lindwurm von Autos den Berg hoch, um auf der Passhöhe verzweifelt einen Parkplatz zu suchen. Vor jeder Bucht entsteht ein Stau. Autos warten am Straßenrand auf freiwerdende Parkplätze und jede Einfahrt in einen Forstweg wird zugeparkt. Hat man dann etwas zum Abstellen seiner Karosse gefunden, reiht sich der Wanderwillige ein in die Schlange, die dem Berg hochstrebt.

 Am Ende soll es eine Hütte geben mit Lokal. Trotz gutem sportlichen Vorsatz habe ich mir diese Erfahrung geschenkt und bin weitergefahren.

Dafür brauche ich nicht in den Osten fahren. Ähnliche Erfahrungen kann ich auch bei der sonntäglichen Besteigung des Drachenfelsens sammeln.