Alaska Highway
Alle Wege führen nach Rom, sagt man. Aber nach Alaska gibt’s nur den Alaska Highway. Er ist nicht zu vermeiden, es sei denn, man kommt per Schiff oder mit dem Flugzeug. Früher oder später münden alle Alternativstrecken auf diesen Highway. Ein Kind des 2. Weltkrieges (Die USA brauchten nach dem Überfall auf Pearl Harbour eine sichere Landverbindung zur Verteidigung Alaskas), binnend weniger Monate durch den Wald geschlagen, war er jahrelang eine Legende für Pisten-Fahrten.
2000 Kilometer Schotter und Schlammpiste war über Jahrzehnte das Non Plus Ultra der Expeditionsabenteuer auf vier Rädern. In einem Atemzug immer mit der Hogga Pista durch die Sahara genannt, wenn es um die abenteuerlichsten Auto Routen der Welt ging. Kaum Tankstellen, Kühlergrill und Windschutzscheiben mordender Schotter, Atemweg verstopfender Staub bei Trockenheit und alles verklebender, schmieriger Schlamm bei Nässe, so wurde er beschrieben.
Das Einzige was noch an der Beschreibung stimmt, ist die Länge des Highways. 2000 Kilometer durch Wald, ganze drei größere Siedlungen auf der Strecke und sonst nur Wald, Natur und Panorama. Der Alaska Highway ist es eine gut trassierte und hervorragend geteerte, breite Landstraße. Alle landschaftlichen Unebenheiten sind durch Höherlegung oder Einschnitte ausgeglichen. Breite Randstreifen geben Auslaufschutz und die Kurvenradien sind moderat, wenn sie überhaupt kommen.
Was auffällt ist die Abwesenheit von lokalen Verkehr. Hier ist nichts Lokales. Alle 100 km gibt es eine unansehliche Tankstelle mit ebenso häßlichen Restaurant, Motel und Campingplatz und alle 500 bis 700 km ein kleines Straßendorf mit den üblichen Versorgungseinrichtungen.
Auf der Straße fahren folgedessen vornehmlich Reisemobile und Caravans (80%), LKWs (15%) und der Rest ist PKWs, wobei die meist so vollgestopft sind, daß die Fahrer/innen auch Urlauber zu sein scheinen. Und nicht zu vergessen ca. 10 unermüdliche Radfahrer pro Tag. Kein Abenteurfeeling, eher Rentnerkaravane. Eine für mich altersangemessene Route also oder aber 40 Jahre zu spät gefahren.“ Wer zu spät fährt, den bestraft das Abenteuer mit Normalität und Langeweile“.
Die Alaska-Patina, die Schlammschicht auf dem Auto bekommt man nur in den vielen Baustellen oder an ganz ausgesuchten Strecken wie die beiden 1000km langen Sackgassen zum Eismeer (noch langweiliger und noch weniger los und am Ende ist garnichts) und der alten Zufahrt zum Denali/Mt McKinley von Paxton. Ansonsten sind alle Straßen gut geteert und bedürfen keiner Vorsichtsmaßnahme. Das größte Problem ist die Abwechselungsarmut bei den aufregenden 90 km Höchstgeschwindigkeit und der Tunnelblick wird hier durch einen Tundrablick abgelöst (Gib mir eine Stunde Wüste, egal welche, ich kann den ganzen Wald nicht mehr ertragen).
Wenn ihr Euch die Fotos in den Reiseführern genau anschaut, ist immer eine Straße in grandioser Tundra Landschaft zu sehen. Das ist der Alaska Highway und die Fotos kommen von den angelegten und Kilometer vorher angekündigten Aussichtsparkbuchten.
In Tok wollte ich einmal probieren, wie sich das vom Fahrrad aus anfühlt. Ich sah den Highway am Horizont vor einem Berg verschwinden. Tunnel gibt es nicht also war mein Tagesvorsatz: Ich fahr den Highway bis zur ersten Kurve und dann wieder zurück, denn Alternativen sind nicht vorhanden. Nach 5 Meilen habe ich begonnen die Mileposts zu zählen, nach 20 Meilen habe ich endlich den Unsinn des Mathematiksatzes von den beiden Parallelen, die sich in der Unendlichkeit treffen, verstanden und nach 27 Meilen habe ich das Vorhaben aufgegeben und bin zurückgeradelt. Der Highway und der Berg waren am Horizont immer noch zu sehen und keine Anzeichen einer Kurve auszumachen. Hut ab vor den Radfahrern auf dem Alaska Highway. Dagegen sind die 1300 km Friendship Highway durch Tibet eine belebte Achterbahn-Fahrt gewesen.