Über Nacht bekommt das grüne Einerlei Farbe

Ein langgehegter Traum war es, mit dem Herbstanfang nach Süden zu reisen. Wochenlang und nicht nur Tage immer diese schönen Farben. Was für ein tolles Projekt schien mir das zu sein. Vom Polarkreis im August bis nach Nordspanien Ende Oktober immer auf der Höhe der gelb und braun werden Blätter der Bäume und der rot werdenden Büsche und des Weins zu sein. Analog der zahlreichen Reisenden in Amerika, die dem Tag des „Indian Summer„ nachfahren. Geleitet vom Wetterbericht, wieweit denn die Grenze des errötenden  Ahorns an diesem Tag fortschreite.

So ähnlich hatte ich mir das vorgestellt nachdem ich zum erstem Mal direkt nach der letzten Prüfung des ersten Staatsexamens bei strahlensten Spätherbst-Wetter in der Provence die gelben Eichen und das rote Weinlaub gesehen hatte.

Das wäre doch eine gute Idee für eine längere Herbstreise, dachte ich mir damals. Man müßte nur Zeit, Geld und Muße genug haben.

Nun fast 40 Jahre später sind Zeit, Geld und Muße nicht das Problem. Auch der Herbstanfang stellte sich pünktlich Mitte August in Dawson City ein, die Birken wurden gelb und die Büsche rot. Nur die Freude aus der Provence am Farbenspiel wollte nicht aufkommen. Zwar war es schön, daß in das grüne Allerlei des Nordens endlich Farbe kam. Aber der biologische Irrtum meines Projektes war es anzunehmen, daß die Blätter sich allein durch die kürzeren Tage beginnen zu verfärben. Und das alles bei Sonnenschein stattfinden müsse. Kälte und Nässeperioden können aber auch Auslöser sein und diese naheliegende Erfahrung hat der Stubenhocker ausgeblendet. Und dann wird die Reise in den Süden nicht schick und Fein, sondern kalt und naß.

Jeden Morgen bin ich bei rund 5 Grad und Regen losgefahren und abends bei 20 angekommen mit der Hoffnung, dem Herbstanfang entgangen zu sein und verschnaufen zu können. Am nächsten Morgen packte ich mein Auto dann wieder bei 5 Grad im Regen und befreites es von frisch gefallenen gelb-braunen Laub. Dieses Rennen ging über fast eine Woche vom Norden Kanadas bis in den äußersten Südwesten des Landes. Erst in Whistler war der Morgen danach auch sonnig und schön.

Eine sommerliche Hitzeperiode wie es hier heißt. Aber die 31 Grad auf Vancouver Island sind genau, was ich nach dieser Fahrt brauchte, Sommer und Wärme. Mein Gasfuß hat auch fast eine Woche nach dieser Herbstreise noch einen Krampf. Aber ich humpele lieber mit einem zwickenden Zeh in der Sonne als in Gummistiefel im kalten Regen durch Matsch und braune Blätter zu stampfen. In den Nachrichten wird behauptet, daß der Regenwald auf Vancouver Island dringend Regen brauche. Ich persönlich finde das nicht notwendig. Der Herbst kann warten.

Und das Projekt einer Herbstreise in Europa? Von mir aus wird es auch nochmals um 40 Jahre geschoben. Nach allen den Nordlanderfahrungen will ich im August Sommer haben und nicht mit dem ersten Schnee rechnen.

Nur im Thermalbad läßt sich die Kälte und Regen aushalten

Im Regen auch keinen Besuch wert-Goldgräberstadt Bakersville

Goldener Herbst kam später und unerwartet, z.B. in Utah