"Das Dorf, das mir nicht einfallen will"-Don Quichottes Geburtsort
Wahrscheinlich hat Cervantes vor über 400 Jahren die Region auch als langweilig empfunden und deshalb mit konkreten Ortsangaben gegeizt. Den Geburtsort des Helden nennt der Autor nur „das Dorf, dessen Name mir nicht einfallen will“ oder „Heimatdorf“. Und so fühlen sich viele Orte berufen, Geburtsort von Don Quichotte genannt zu werden und sie werben am Ortseingang mit dem fiktiven Sohn ihrer Stadt. Bevorzugt sind es Blech- und Stahlskulpturen, die den Anspruch dem Reisenden mitteilen. Argamasilia de Alba bei Tomelloso hat dem Anschein nach die Werbeschlacht um den fahrenden Ritter gewonnen. Sie berufen sich dabei auf eine angebliche Kerkerhaft Cervantes in der Stadt wegen Steuerbetrugs. Belegen lässt sich das nicht. Nach neueren Forschungen saß der Autor des Don Quichote eine solche Haft in Sevilla ab. Das hindert Agamasilia aber nicht mit einem Kerkernachbau im Tourismusbüro zu werben und mit Reliefs, einer Miniwindmühle und Blechrittern am Ortseingang den Anspruch zu unterstreichen, Wiege des Don Quichotte zu sein. Das Tourismusbüro, dass mir einen Beleg hätte nennen können, war nicht zu finden und sonst gab es auch nichts Bemerkenswertes in Argamasilia.
Zum 400sten Jahrestag des Buches vor über 10 Jahren hat eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe der Universität Madrid die spärlichen Orts- und Entfernungsangaben des Buches analysiert (u.a. die Marschgeschwindigkeit eines alten klapprigen Gauls) und kam zu dem Schluss, von Villanueva de los Infantes (30 km westlich von Valdepenas) im äußersten Südosten der Mancha seien die Abenteuerreisen des Ritters von der traurigen Gestalt ausgegangen. Mag sein und dafür spricht auch: Ich würde mich auch nicht gerne an Villanueva erinnern wollen, noch viel weniger als an Argamasilia.