Angst vor Marokkko?
Marokko drohte sich zur Reise-Phobie zu entwickeln. Seit über 10 Jahren stand das Land ganz oben auf meiner Reiseliste. Immer ist etwas dazwischengekommen. In meinem Sabbatjahr 2009 habe ich mich in Andalusien verbummelt und es wurde für die Wüste schon zu heiß. 2011 hatte ich den Kurzurlaub für Marrakech fast gebucht, als der Al Kaiida Anschlag auf das Café Arkana am Touristenmagnet Marrakechs, dem „Platz der Gehängten“ stattfand. 2014 fehlte genügend Urlaub zum Übersetzen und letztes Jahr hielt mich mein „springender Finger“ von der Reise ab.
Damit ich mich nicht zum Marokko-Schisser entwickle musste es jetzt klappen. Es gab auch keine Ausreden mehr. Zeit habe ich bis Mitte April, der Finger ist zwar immer noch nicht in Ordnung aber seit einem Jahr habe ich gelernt, damit zu leben und Rad zu fahren. Die neu abgeschlossene Autoversicherung gilt jetzt auch für Nordafrika und die angeblich komplizierte Zollerklärung fürs Auto war aus dem Internet heruntergeladen.
Lediglich zum Marokko-Download für die Navi-Karte konnte ich mich aus Kostengründen nicht entschließen und die kostenlosen Open Street Maps für das nordafrikanische Land waren einfach nicht zu installieren. Das konnte also nicht als Grund für ein erneutes Reiseversagen herhalten. Schließlich habe ich es früher auch ohne Navi, nur mit Karten durch die Welt geschafft.
Einige Tage in den Kulissen der Spaghetti-Western, eine Woche unter Bananen an der tropischen Küste bei Almunecar und schon war ich in Tarifa an der nördlichen Schulter auf der Atlas der Sage nach die Welt trug und hatte die südliche Tragefläche, Afrika vor Augen.
Mit einigen Radtouren in die Berge und ans Kap Trafalgar (wie der Platz in London, der nach der Schlacht der Briten unter Lord Nelsons gegen die französische Flotte in den napoleonischen Kriegen benannt ist) ließ sich die Entscheidung noch verzögern. Doch am 20 Februar waren alle Warteschleifen abgefahren, alle Vorräte aufgefrischt, der Alkohol gebunkert und es blieb mir nichts anderes übrig, als im Hafen von Algeciras ein Ticket zu kaufen und mit der nächsten Fähre überzusetzen.
Und es war so einfach. Auf der Fähre fand bereits die Passkontrolle statt. Der Zoll am neuen Hafen Tanger Med. sammelte die heruntergeladene Zollerklärung fürs Auto ein, uninteressiert schaute er in einige Schubladen und wollte wissen, ob ich ein Flugzeug dabeihätte. Verwirrt antwortete ich, es gäbe auch keine Helikopter im Bus. Worüber er lachen musste und ich nicht verstand warum.
Das wars. Schnell noch mit der Girokarte einige Dirhans am Bankautomaten gezogen und ab auf die Autobahn in den Süden. Die ganze Überfahrt, vom Kauf des Tickets bis zum Durchstart auf der marokkanischen Autobahn hat 3,5 Stunden gedauert. Dafür hat sich das jahrelange Grübeln nicht gelohnt.