Mountainbiker haben seltsame Aufwärmübungen. So fahren sie gerne Achten in normalen Parkbuchten (verschärfte Variante ist die Acht in Normgaragen). Oder sie stehen auf dem Rad an der Ampel, ohne die Füße auf den Boden zu setzen. Beliebt ist auch der Wettbewerb, wer braucht am längsten durch einen 20 m Parcours (kann durchaus eine halbe Stunde dauern). Mein Favorit war es, die Wendeltreppe zur Tiefgaragen herunterzufahren.

All das sind gute Übungen, das Gleichgewicht und die Geschicklichkeit auf dem Rad zu trainieren. Auch ich habe mich mit diesen Übungen oft zum Gespött gemacht. In den Suks von Marokko jedoch lassen sich die Aufwärmübungen entspannt mit nützlichen Exkursionen verbinden.

Entdeckt habe ich den Suk-Slalom in Marrakesch. Bei meinem ersten Besuch stieg ich noch brav-deutsch am Fahrradverbotsschild über dem Eingangstor des Suks ab. Doch nach den 10 Moped in den engen Einkaufgassen des Marktes, dem x-ten Lastesel und dem zigsten Tuk-Tuk (motorisierter Dreiradlaster) wollte ich nicht der einzige Idiot sein, der sein Fahrrad durch den Suk schob. Also stieg ich auf und fuhr los. Ich hatte einen Parcours mit beweglichen Hindernissen vor mir. Einkaufsschleichtempo maximal. Oft längeres Stehen auf den Pedalen, wenn vor mir Handwerksnippes bewundert wurde oder Verhandlungsgespräche mit dem Teppichhändler begannen. Es hat Spaß gemacht, besonders wenn die Shoppingfanatiker bemerkten, dass ein 115 kg Klotz auf einem Rad stehend ihnen beim Warentest über die Schulter schaute.

Beim zweiten Sukbesuch habe ich daraus einen Sport gemacht. Man entwischt am Eingang der Altstadt leicht den „falschen Führern“. In den Suks können die Verkäufer einem nicht das Ohr ablabern und falls einem doch etwas interessiert, verbindet man die Verkaufsverhandlungen mit einer Stehübung. Dabei liegt das ultimative Killerargument auf der Radler Seite: „Das Hemd kann ich leider nicht anprobieren. Sie sehen doch, dass ich keine Hand frei habe.“ Schon fällte der Preis um 20 %. Außerdem ist der verwinkelte Markt ein hervorragendes Gelände für Orientierungsfahrten.

Ein solcher Parcours macht süchtig. Marrakesch, Fes, Meknès sind ideale Suks zum Slalom, Ich muss nur aufpassen, dass ich nicht über den Wochenmarkt in Köln fahre. Aber da ich auch die Gefahr, angelabert zu werden gering.