Seit Angelina Joli hier ihren Lara Croft Film gedreht hat, seien die Besucherzahlen explodiert, meinte unser Führer Michael ("wie Michael Jackson"). Jetzt in der Hochsaison buchten 3000 Gäste die "kleine Tour" mit den Anlagen von Angkor Vat, Angkor Tom und dem Tomb Raider Tempel (heißt natürlich anders und ist von einem berühmten Khmer König zu Ehren seiner Mutter errichtet). Meine Hoffnung, die Touristenmassen würden sich in den 300 Tempelanlagen verlaufen, ging nicht auf. Im Gegenteil: An jedem Türdurchgang, unter jedem Relief und vor jeder Statue bildeten sich Schlangen von Selfie Fans, die das historische Ambiente durch Posen und ihr Konterfei verunstalten wollten. Und natürlich akzeptieren die Narzissten auch niemand anderen auf ihren Bildern. Entsprechend mühsam quälten wir uns 10 Stunden durch die Anlagen. Die Selfie Schlangen und die Idiotenstickdichte war selbstverständlich vor den Drehorten des Tomb Raider Films am größten. Und Michael führte uns zielsicher zu allen Einstellungen.

Aber trotz der Touristenmassen und den Selfie Staus, ich war gerne der 3001 Besucher. Die Tempel sind alle sehr unterschiedlich. Manche unter den gigantischen Wurzen uralter Bäume versteckt, andere mit wunderschönen Verzierungen versehen. Die üppigen Reliefs erzählen von mythischen oder historischen Ereignissen und lassen sich mit Hilfe der Führer wie Geschichtscomics lesen. Am nächsten Tag bin ich ins sehenswerte Nationalmuseum gefahren, um mehr Hintergrundinformationen zu bekommen und tags drauf machte ich mich mit Begeisterung auf die große Tour zu sechs weiter entfernteren Tempelanlagen.

Die Touren sind ein guter Überblick und die Führer leiten einem auch garantiert zu den historischen Sehenswürdigkeiten, an denen man ohne sie leicht vorbeilatscht. Also drei Tage Minimum und weitere Tage individuell, um sich einige Plätze nochmals intensiver anzuschauen. Und von der Überdosis Buddhas und geschnitzten Affenkönigen kann man sich abends bei der Live Übertragung der Bundesliga erholen. Oder einfach nur lecker Essen gehen.