Unverhofft kommt oft
Meiner Urlaubsdröhnung in Kalifornien habe ich dann noch eine zweitägige Zugabe in Las Vergas gegeben. Es ist immer wieder faszinierend, welche Geschmacklosigkeit zuviel Geld hervorbringen kann. Klein Paris, klein New York, ein Indoor Suk mit gemalten blauen Himmel und Marken-Boutiquen, ein Schneewittchen Schloss als Hotel-da wirkt der Cesars Palace mit seiner Anmutung nach russischen Zuckerbäcker Stil schon fast seriös. Und überall Spielhallen mit einer Unmenge Automaten.
Auffällig sind die Themenautomaten bei denen die drehenden Rollen sich im Design an bekannten Filmen oder TV-Serien orientieren. Big Bang Theorie-Automaten daddeln neben Terminator 1-3 einarmigen Banditen. Und bereits mittags sind viele Automaten belegt. Selbst in die Theken der unvermeidlichen Bars sind Spielautomaten eingelassen, damit man beim Trinken auch ja kein Spiel verpasst.
Keine Angst, ich habe nicht den Bus verzockt. Ich habe überhaupt nicht gespielt, nur geschaut und gestaunt. Ich finde in Las Vegas sind die Besucher die größte Show. Man kann aber auch die Live-Übertragung des Spitzenspiels der Bundesliga auf Großleinwand bequem in einem Ohrensessel verfolgen und ab-und-zu kommt eine Kellnerin vorbei.
Vegas hat zwei Vorzüge, die Übernachtung kostet nicht viel und die Essenspreise sind moderat. Mein Hotel war 10 Dollar billiger als der Campingplatz und für ein leckeres Pan-Asia Gericht für 12 Dollar lohnt sich nicht, selbst zu kochen.
Nur die abendlichen Shows sind extrem teuer. Celine Dion und Brittney Spears interessierten mich nicht, aber zu Santana wäre ich gerne gegangen und auch der „Cirque de Solei“ hätte mich begeistern können. Doch bei Preisen von 110 bis 140 Dollar pro Ticket habe ich mir dieses Abendvergnügen verkniffen.
So von Kalifornien und Las Vegas abgelenkt, freute ich mich wieder auf die Nationalparks.
1 Überraschung – Keine Wälder und trotzdem extrem schön
Den Grand Canyon hatte ich bereits zur Jahrtausendwende besucht. Damals waren die nördlichen Nationalparks aber wegen des Winters gesperrt. Also standen Zion, Brice und Arches auf meiner jetzigen Besuchsliste. Zudem sollte die Reise ursprünglich mit dem Mesa-Verde-Park enden.
Zion
Eigentlich nur das Talende eines Bergflusses in der Halbwüste. Aber was für ein Anblick. Der Fluss hat sich mit den Jahren immer tiefer in den roten Sandstein gefressen. Was früher mal als mäandernder Bach begann, ist jetzt eine enge Felsschlucht mit ziegelroten, hunderte Meter aufsteigenden Wänden. Die oberen Gesteinsschichten sind weißlich und die unteren rötlich braun. Das alles mit einem blauen Himmel und grünen Büschen und einige verstreuten Bäumen ergibt ein extremes und kontrastreiches Gesamtbild ab. Das obere Tal ist für den Autoverkehr gesperrt. Ein kostenloses Pendelbussystem bringt die Besucher über acht Stationen zum Talende. Vor dort kann man eine Stunde in die Klamm hochwandern. Schöner als der Bus ist allerdings eine Radtour den Fluss hinauf. Nervig dabei ist nur das Verhalten der Busfahrer. Sie überholen keine Radfahrer, die nicht abgestiegen sind. Also muss man alle drei bis fünf Minuten runter vom Rad, weil mal wieder ein Bus hinter einem her zockelt.
Zum nächsten NP geht’s dann beim Start der Schlucht Tour durch einen Tunnel. Unvermittelt ist man auf der anderen Seite in einer anderen Welt. Sie ist nicht mehr rot, sondern gräulich weiß und erinnert etwas an die abgelutschten Felsen des Hochlandes im Yosemite.
Springdale am Eingang des Parks war für mich der ideale Übergang vom touristischen Leben zum naturnäheren. Ein nettes kleines Straßendorf mit allen touristischen Erfordernissen, wie gemütliche Cafés, einige interessanten Restaurants und gut bestückte Supermärkte (mal wieder Roggenbrot). Als Höhepunkt gab es dann auch noch ein Rock- und Bluesfestival just an dem Wochenende als ich zu Besuch war. Was will man mehr. Die Bands beschallten die halbe Nacht das ganze Tal und ich konnte ohne hunderte Dollar Eintritt zu bezahlen dem Konzert vom Bett im VW Bus aus folgen.
Bryce Canyon
Eigentlich ist der Bryce Canyon kein Canyon, sondern ein Felsgrad, der zu einem Tal so ausgewaschen ist, dass nur noch hunderte bizarre ockerfarbene Säulen und Türme, ja sogar Bögen stehen. Sehr pittoresk. Die Park Straße verläuft genau auf dem Grad und alle paar 100 Meter ist ein Aussichtspunkt mit neuen Perspektiven auf das Säulenmeer. Eine Fahrradtour auf den 25 Meilen langen Straße ist durchaus lohnenswert. Am Parkanfang ist sogar ein Radweg parallel zur Straße angelegt. Später mit enger werdenden Grad muss man auf der Straße fahren. Ein Vergnügen ist die Tour allerdings nicht. Die rund 500 Höhenmeter Steigung auf der Strecke wären nicht das Problem, wenn es nicht auf 2500 Höhenmetern beginnen würde. Die Luft war ganz schön dünn und ohne Vorbereitung hatte ich ziemliche Atemnot beim Fahren. Zudem blies der Wind heftig und in dieser Höhe war das sehr kalt. Da half auch die brennende Sonne nicht viel. Über 15 Grad im Windschatten wurde es nicht. Nur den gab es da oben nicht. Als die Sonne unterging, war es auch mit den positiven Temperaturen schnell vorbei. Das Gas verweigerte wieder die Ausdehnung und morgens lag dicker Raureif auf der Landschaft.
Capitol Reef NP
Er beginnt zunächst als rote Abbruchkante, eine Mauer auf die man zufährt. An der geht’s einige Zeit entlang bis sich ein Tal öffnet durch das man auf den Grad kommt. In einer Mulde mitten in einem großen alten Obstgarten liegt der schönste Campingplatz in einem NP den ich auf der ganzen Tour gesehen habe. Eine grüne Oase in der Wüste. Er ist auch der gefragteste in den USA und daher hatte ich auch keine Chance auf einen Platz. Alles schon seit Monaten ausgebucht, wurde mir am Eingang mitgeteilt und auf dem Parkplatz gegenüber warteten schon mittags dutzende Camper auf mögliche Stornos am Abend. „Sehr unwahrscheinlich“, meinte der Ranger. Also bin ich gemütlich weitere 100 km durch die Wüste nach Moab gefahren.
Arches NP
Eigentlich hatte ich lediglich mit zwei bis drei Bögen gerechnet. Soviele sind es nämlich nur, wenn man man die Bilder in den Reiseführen betrachtet. So verwirrte mich die Detailkarte des Parks mit dutzenden von Arches (Bögen), die durch Verwitterung im Sandstein entstehen. Welches sind nun die überall abgelichteten Motive und warum kennt man die anderen nicht. Zu Frage eins: es sind die einfachsten zu erreichenden kurz nach dem Aufstieg auf das Plateau. Frage zwei kann ich auch nicht beantworten, da die deutlich schöneren und extremeren weiter hinten im Park liegen, aber zumindest einige spektakulären (z.B. längste Bogen) durchaus im Radius für Fußkranke liegt (c.a. 1000 Meter vom Parkplatz. Man muß sich also nicht wie ich zum Wasserlaster umrüsten und 10 km bei 40 Grad durch die Wüste stiefeln, um atemberaubende Fotomotive zu finden. Die Vielzahl der rötliche ockerfarbene Sandstein-Bögen vor azurblauen Himmel und zuweilen mit einigen grünen Büschen garniert sind sehr nah am Parkplatz, allerdings muß man 30 km in den Park hineinfahren.
Im Park gibt es auch einige Offroadstrecken, auf denen die Hobbyallradler mit der gesamten Familie fahren dürfen. Entsprechend voll und staubig sind die Strecken. Nichts für Moutainbikes und 4X4 Autos macht das auch keinen Spaß. Utah bietet genug Offroad Erlebnisse, daß man diese Strecken im Park nicht zu fahren braucht. Außerdem sind sie nur 3-5 km lang und öffentlich einsehbar. Wer im lockeren Sand stecken bleibt, kann sich der schadenfrohen Beobachter auf der Straße sicher sein. Wenn es unbedingt Gelände sein muß, dann sollte der Burr-Trail gefahren werden. Die Route ist wahrscheinlich bei den Leihwagen nicht ausgeschlossen und für die Versicherung des eigenen Autos gilt, das ist eine öffentliche Straße, auf der der Versicherungsschutz gilt. Es ist nämlich eine der Absonderlichkeiten der USA, daß man für die Versicherung in Nordamerika sehr viel Geld bezahlt. 4x4 Fahren müssen allerdings unterschreiben, daß ihnen bewußt ist, keinen Versicherungsschutz außerhalb öffentlicher Straßen zu haben.
Für den Park sollte man sich mehrere Tage Zeit nehmen. Die Bögen geben sich von der Straße nicht zu erkennen. Wanderungen in gut erträglicher Gluthitze sind unvermeidlich und es sind viele Bögen, die sich lohnen in Ruhe angesehen zu werden, ohne sie mit anderen zu vergleichen oder eine Hitliste der schönsten Bögen zu erstellen.
Moab ist auch eines der angesagtesten MTB Reviere. Immer wieder erwähnt wird der Slickrock Trial. Doch der lohnt sich nicht so richtig. Zwar hat die fünf Kilometer Runde am Stadtrand von Moab es in sich. Es geht fast in Falllinie den Hang doch. Zum Teil ist der Weg mit einem einfachen Strichen auf den Felsen markiert. Doch nach kurzen, ruppigen Aufstieg findet man sich bereits auf dem Höhepunkt, dem Funpark mit Zip-Line. Danach geht’s es wieder deftig runter und das war es. Eigentlich ist das eine kleine Wanderung am Talrand. Die anderen Reviere um Moab sind nur mit dem Auto zu erreichen. Wollte man sie mit dem Rad anfahren, wäre man schon zum Start der Tour erschöpft. Der Aufwand lohnt sich aber, wo kann man schon in Europa in der Wüste MTB fahren. Doch Vorsicht, auf den Trials trifft man kaum einen Menschen und das Gelände ist sehr ruppig. Das ist kein Freizeitpark wie in Winterberg mit Ambulance-Versorgung.
Mesa Verde
Man weiss nicht, woher sie kamen und auch nicht wohin sie verschwanden-vor allen Dingen nicht warum. Die indeanischen Schöpfer der Pueblos in den Felsbuchten und unter den Überhängen im Südwestzipfel Colorados sind ein Rätsel. Einige Jahrhunderte lang haben Anasazi mühselig und kunstvoll Behausungen in den Fels gegraben und Kammern gebaut und plötzlich waren sie noch vor der Entdeckung Amerikas verschwunden.
Keine Verbindung zu den nachfolgenden Indeanerstämmen noch weitere deutbare Zeugnisse habe sie hinterlassen. Entdeckt wurden die Siedlungen zufällig von zwei Cowboy in den 80er Jahren des 19 Jahrhunderts. Die Wissenschaft nimmt an, daß eine Dürre sie aus diesen an sich grünen Landstrich (daher mesa verde) nach Süden vertrieben hat.
Die beiden großen Siedlungen sind nur mit Rangerführungen zu besuchen (waren schon lange ausgebucht). Die Kleineren lassen sich auf eigene Faust entdecken.