Wo bleibt die Anmache?
„Mal sehen, was jetzt passiert“, dachte ich mir als zwei junge, blonde Europäerinnen mit ihren Rucksäcken das zentrale Kaffee in der Wüstenoase Tinerhir ansteuerten. Mit mir saßen rund 20 Einheimische, zumeist Jugendliche auf der Terasse und wischten auf ihren Smartphones herum. Die beiden jungen Europäerinnen missachteten offensichtlich die langläufigen Ratschläge für Frauen aus den Reiseführern. Statt der empfohlenen langen und blickdichten Kleider trugen sie taillierte Tank-Tops und ihre engen Jeans waren kurz unterhalb des Schrittes abgeschnitten. Außerdem waren sie groß, schlank und blond und ihre langen Beine kamen in dieser Aufmachung voll zur Geltung.
Laut unterhaltend setzten sie sich auch noch in die erste Reihe am Corso Tinerhirs und knallten den deutschen Reiseführer der Därrs auf den Tisch. Perfekte Platzierung und ideales Outfit für das unterstellte Beuteschema junger Marokkaner. Zudem ein kleines Oasenstädtchen weit weg von den westlich geprägten Metropolen Marokkos.
Und was geschah? …Nichts!
Die jungen Marokkaner streichelten weiter ihr Handis, die Bettler und Händler sprachen die Mädchen, aber auch alle andere Gäste an und nach rund einer Stunde hatte die beiden ihr Tagesprogramm abgestimmt und den Cappuccino getrunken. Unbelästigt gingen sie ihrer Wege.