Heimat der Angebeteten

 

Am eindeutigsten läßt sich El Toboso identifizieren. Dulcinea von Toboso heißt die Angeschmachtete, für die Don Quichote alle seine Abenteuer vollbringt. Und da lange im Roman unklar bleibt, wer in Toboso die Süße sei, wird auch ein realer Name genannt. Eine herbe Schönheit sei sie, meint der Knappe als er bemerkte, wen sich der Ritter für seine Minne gewählt hatte. Sie verstehe den Dreschflegel zu schwingen und besitze eine Meisterschaft im einpökeln von Schweineschinken. Zudem sei sie um keine Antwort verlegen und gut zwei Köpfe größer als der Knappe selbst. Da der Name bekannt ist, hat das Tourismus-Marketing auch ein Haus in Toboso der Angebeteten zugeordnet. Hier hat die Stadt das Dulcinea Museum eingerichtet. Und der Tourismus schafft, was im Roman nicht gelingt. Der schmachtend schwülstige Liebesbrief des Ritters von der traurigen Gestalt kam im Roman nie in Toboso an, weil er vergaß ihn seinem Knappen mitzugeben. Sancho seinerseits war viel zu zerstreut, um ihn bei seiner Abreise einzufordern. Heute kann man einen Nachdruck im Museum für rund 10 Euro erwerben.  

 

Ich weiß zwar nicht, wer sich so etwas über das Sofa hängt, aber das kommt dem Roman immer noch näher, als das Blechmonument auf dem Marktplatz vor der Kirche von Toboso. Ein knieender Ritter und eine herausgeputzte Dame. Im Roman ist sich Don Quichote nie sicher, ob seine Dulcinea ihn überhaupt jemals bemerkt oder angeblickt hat. Die Demutsgeste des Knieens hatte auf jeden Fall im Text nie stattgefunden.