Der östlichste Teil Spaniens? Cadaques und das Cap Creus

Eigentlich ist Picasso Schuld an meiner Cadaques Begeisterung.

Als ich als Schüler den Kubismus für mich entdeckte, versuchte ich durch Nachahmung der Bilder aus der experimentellen Frühphase diese Kunst zu verstehen. Und Picasso hatte just in der Geburtsstunde der abstrakten Malerei 1910 seinen Sommerurlaub in Cadaques verbracht und natürlich den Ort an der Costa Brava gemalt. Ich kopierte also die Cadaques Bilder, ohne eine Vorstellung von dem tatsächlichen Ort zu haben

Fehlendes Geld und mein Vorsatz, nicht in Francos Diktatur zu reisen, verhinderten die unmittelbare Realisierung meines Studienwunsches.  Erst ein Jahrzehnt später, Franco war schon einige Jahre tot, spülte mich Dauerregen bei meinem ersten Versuch die spanischen Pyrenäen nahe der französischen Grenze von West nach Ost mit dem Rad zu durchqueren aus dem Odessa Nationalpark (Zentralpyrenäen) heraus. Auf der Suche nach trockenen Alternativen erinnerte ich mich an den alten Cadaques Wunsch. Und als ich vom Küstenpass runter zum alten Fischerort fuhr, kam ich aus dem Staunen nicht mehr raus. Das Städtchen sah aus wie gemalt. Die gleichen verschachtelten und verwinkelten Häuschen, die sich an einer Bucht zu einem Kegel auftürmten. Darüber thronte die Kirche, die ich von den kubistischen Anfängen her kannte.

Dass das Städtchen noch den kubistischen Bildern von 1910 ähnelt und nicht wie die Nachbarstädte an der Costa Brava von einfallslosen Touristensilos zugebaut wurden, verdankt es einem anderen spanischen Künstler, den ich ansonsten überhaupt nicht mag, Salvador Dali. Er hatte in der Nachbarbucht Cadaques, in Porto Lligat seine Sommerresidenz und dem Gerüchte nach der Gemeinde mit seinem Fortzug gedroht, wenn sie den Bausünden der Nachbarstädte folgen sollte. So blieb Cadaques größten Teils von der üblichen Verunstaltung an der spanischen Mittelmeerküste verschont. Unterstützt wurde die Erhaltung durch die Ausweisung der Küstenabschnitte ober und unterhalb der Stadt zum Nationalpark, der das Ausfransen des Städtchens verhinderte und in dem man nun lange und schöne Wanderungen und Mountainbike-Touren unternehmen kann.

In den letzten Jahrzehnten habe ich teilweise mehrfach im Jahr hier vorbeigeschaut und immer ist die erste Tat an der zerklüfteten Küste die zwei Stunden zum Leuchtturm von Cap Creus hinaus zu wandern, dem östlichsten Ende Spaniens. So auch dieses Mal zu Beginn meiner Nordspaniendurchquerung.

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