Vom Land ohne Brot zur Stadt voller Schinken
Was mich interessierte, war die Frage, was nach fast hundert Jahren aus der Gegend geworden ist und ob man einen solchen Film nochmals drehen könnte.
„Las Hurdes“ gibt es als Region wirklich. Sie liegt immer noch abseits der Hauptverkehrsrouten im nordwestlichsten Zipfel der Estremadura an der Grenze zu Portugal. Doch die Dörfer von Las Hurdes sind heutzutage alles andere als elende Höhlen. Historische Bergbauernhäuschen wurden liebevoll restauriert. Kleine Hotels laden zu Wanderungen in die Korkeichenwälder der Umgebung ein oder zu Ausflügen in die nahe, waldreiche Sierra Francia. Und der Hauptdrehort von „Land ohne Brot“ La Alberca hat sich zum spanischen Zentrum der Serano Schinken-Produktion entwickelt.
Im Ortskern lassen sich die Filmsets, wie der Platz vor der Kirche oder das Rathaus noch gut erkennen. Die Häuser aus Naturstein mit dicken tragenden Eichenbalken sind alle modernisiert. Etliche Reisebusse laden Touristen am Ortseingang aus zu Spaziergängen durch die gepflasterten Gassen. Und überall hängt der stockig, nussige Geruch von getrockneten Schinken.
La Alberca ähnelt eher einem Freilichtmuseum, dass ein Schweizer Bergdorf nachgebaut hat als einem verarmten Malarialoch, in dem Mensch und Tier verrückt werden. Ein Abstecher nach Las Hurdes lohnt sich allein schon wegen der herrlichen Landschaft, die auch nach einem trockenen Sommer 2019 noch satte grüne Bergwälder hatte.