Auf den Spuren der Goldgräber

Ein richtiger Staffellauf muß es zum Klondike gewesen sein. Wer es sich leisten konnte, ist per Schiff mit der gesamten Ausrüstung im Winter nach Skagway gefahren, um im Frühjahr mit dem Goldgraben bei Dawson beginnen zu können Er mußte das gesamte Gepäck im verschneiten Februar auf den rund 1000 Meter hohen Chilkoot Paß schleppen. Da die Kanadier oben kontrollierten, dass die Goldsucher Ausrüstung und Verpflegung für ein Jahr dabei hatten (Ton of goods=520 kg Lebensmittel und 180 kg Ausrüstung), war der Trail mehrfach zu meistern.  Tiere  waren nicht erlaubt und die Eisenbahn zu den südlichen Yukon Seen wurde gerade fertig als der Goldrausch nach 5 Jahren fast vorüber war und die industrielle Ausbeutung begann.

Per Raddampfer ging es dann über die Seen an den Yukon. Die kurze Landbrücke war bestimmt schnell überwunden, wahrscheinlich mit Hilfe geschäftstüchtiger Fuhrunternehmer und dann ging es per Raddampfer (wer noch Geld hatte) oder auf selbstgebastelten Flößen oder Booten im gerade aufgetauten Yukon 800 km den schnell fließenden Fluß nach Dawson runter. Eine besonders an den Stromschnellen gefährliche Fahrt.

Und am Ende mußten die meisten enttäuscht feststellen, daß die lukrativsten Claims bereits vergeben waren oder am Ende des Booms internationale Investoren mit dem industriellen Goldabbau begonnen hatten, z.B. mit riesigen Schwimmbaggern.

Welch eine Desillusionierung.

Welche Strapazen es waren und wie es damals aussah, läßt sich heute kaum ermessen.

Am ehesten bekommt man noch ein Gefühl dafür, wie ein Nest wie Skagway mit einigen hundert Einwohnern von 10000en Goldsuchern überrannt wurde. Das ist noch heute so. Nur sind die Besucher keine Goldsucher mehr, sondern Kreuzfahrttouristen. Und das Gold wird in den vielen Juwelierläden gesucht. Als ich in Skagway war hatten 5 Kreuzfahrtschiffe der größten Klasse (rund 5000 Passagiere) festgemacht. Die historischen Züge der Whitepaßbahn wurden gefüllt. Die Rad- und Mopetverleiher hatten Hochkonjunktur. Aber die Meisten flanierten durch den an sich schönen Ort. Ein Rummel wie an verkaufsoffenen Samstagen vor Weihnachten auf der Hohe Straße.

Oder der Frust über die Geschäftemacherei und die Regulierung auf dem Trail. Auch wenn man die Wut über die 50 $ Benutzungsgebühr des Chilkoot Trails (3 Tage Bergaufwanderung ohne Hütten, lediglich einige Schutzhütten) herunterschluckt, kann man trotzdem nicht loswandern. 50 Personen pro Tag bekommen nur ein Permit und in der Hochsaison sind die Plätze Monate im Voraus ausgebucht.

Bleibt einem nur die bequeme Variante, den gut ausgebauten Klondike Highway mit dem Auto anzufahren. Und klammheimlich kommt Freude auf, daß mit dem Bau der Straße über den Whitepass nach Skagway 1981 das Transportmonopol der Bahn gebrochen wurde und sie ihren regulären Fahrdienst einstellte.

Auf der Straße ist die Strecke Skagway – Whitehorse (Yukon) in 3 Stunden zu bewältigen. Das größte Problem ist die umsinnige Abfragerei der amerikanischen Grenzkontrolleure. Doch was ist das gegen eine Tonne mitten im Winter den Berg raufzuschleppen?

Auch die 500 km von Whitehorse nach Dawson haben all ihren Schrecken verloren. Seit Neuesten ist auch dieser Teil des Klondike Highways bestens asphaltiert. Nur einige wenige Schotterpassagen sind übriggeblieben.

Die letzten 10 Kilometer vor Dawson hat man das Gefühl durch ein riesiges Kieswerk zu fahren. Rechts und links des Klondikes sind Berge von  Schotter aufgeschüttet worden. Und all der Schotter wird auch nochmals umgegraben und es soll noch genügend Gold gefunden werden. Nur mit der Goldpfanne arbeitet hier nur noch die Touristenanimation. Die richtigen Goldsucher benutzen Radlader, Bagger und auf LKW Anhängern montierte Waschtrommeln. Goldsuche als eine Art Tiefbau.

 

Industrielle Goldsuche durch Schwimmbagger

Skagway und die Kreuzfahrer