Hier Überwinter?
Die spinnen, die Amerikaner, dachte ich mir frei nach Obelix als ich am Westgate des Yellowstones die Preise für Wohnmobil Stellplätze hörte. 120 Dollar für die Nacht, für eine Parkbucht mit Strom (beides brauche ich)
sowie Kanalanschluß und Kabelfernsehen (brauche ich nicht). Dafür konnte es die Blasiertheit der Rezeptionistin und das Interieur des Empfangs mit einem fünf Sterne Hotel aufnehmen.
So beantwortete ich die arrogant gemeinte Frage, „was
ich denn dazu sagen würde“ kurz mit „Wucher“ und bin gegangen. Vor der Tür habe ich mir den Platz dann genauer angeschaut. Er war fast voll. Nur große amerikanische Urlaubsschiffe (in der Regel so groß wie ein Reisebus
in Europa, mit PKW als Anhänger und manche haben am PKW noch einen Bootanhänger). Davor sitzend amerikanische Rentner am Nachmittag mit Sundowner in der Hand und Schoßhündchen.
Das gleiche Bild am südlichen Ausgang des Yellowstone,
in Jackson Hole. Hier sollten es 94 Dollar die Nacht sein, aber dafür mitten in der Stadt, wie der Empfang hervorhob. Ähnliche Preise dann auch in Monterrey und in Carmel auf den stadtnahen RV Plätzen und alle voller Rentner.
„Das
hat doch nichts mehr mit Camping zu tun“, meinten meine lesbische Nachbarinnen auf dem Statepark Campground San Simeon Kalifornien (Hearst Castle, bekannt aus dem Orson Wells Film „Rosebud“). „Die wissen nicht was Camping ist und die
wollen mit uns auch nichts zu tun haben“. Und genauso kommt es mir vor. Die Preise sind prohibitiv und wahrscheinlich auch so gemeint, damit die Ängstlichen unter sich bleiben können.
Auch wenn ich mittlerweile der Plumpsklos und der fehlenden
Duschen in den National- und Stateparks für stolze 20 bis 30 Dollars überdrüssig bin. Sie liegen zumeist fernab der urbanen Zentren, nach denen ich mich sehne. Aber man trifft hier auf deutlich interessantere und kommunikativere Menschen.
Ich werde es also in urbaner Nähe nicht weiter versuchen. Um Mitternacht auf Melaten ist mehr los, als auf den teuren, privaten RV Plätzen in den USA.
Ich gebe zu, diese Erkenntnis hat mich in Panik versetzt. Mit denen drei Monate im Süden
der USA zu überwintern, erschien mir plötzlich wie ein wahr zu werdender Horrorfilm.
Im Vorfeld hatte ich angekündigt, im Yellowstone zu entscheiden, ob ich in den USA überwintere oder spätestens nach sechs Monaten zurückkehre.
Die Entscheidung hat die US Einwanderungsbehörde mir abgenommen. Obwohl ich ein Dauervisum habe, dass mich zu mindestens sechs Monaten Aufenthalt berechtigt, hat die Grenzbeamtin in Alaska das locker ignoriert und mir ein übliches Touristenvisum
für drei Monate ausgestellt. Bei der zweiten Einreise in die USA in Skagway haben die US Kollegen sich köstlich über die Dummheit der Kollegin amüsiert, wollten es aber nicht ändern. Ebenso bei der dritten Einreise bei Midway. Und
so läuft die Frist von der ersten Einreise in die USA, egal wie oft man nach Kanada oder Mexiko ausreist. Für mich endet sie Ende Oktober.
Kurzfristig hatte ich vorgehabt, Urlaub vom Urlaub zu nehmen und für drei Wochen nach Deutschland
zurückzufliegen, den Wagen in Las Vegas unterzustellen und dann die restliche Strecke bis Baltimore in den drei Wintermonaten zu fahren. Doch viele National- und State Parks machen im Winter die Campingplätze dicht und so bleiben nur die privaten
leblosen Areale. Seit Yellowstone habe ich auf einigen ähnlichen Plätzen Nächte verbracht, die aber noch in meinem Limit lagen (60 Dollar). Ich verzichte gerne auf einen Horror Winter und werde versuchen das Auto, Ende Oktober zu verschiffen.
Good old Europe wird mich also im November, so die Reederei will, wiederhaben. In sechs Wochen habe ich es bis Alaska hoch und wieder zurück geschafft. Da werde ich es in der Zeit auch bis an die Ostküste machen.