Ist Yellowstone überragend?
Die Nacht war kalt in Montana und das Buthan in meinem Kocher verweigerte am Morgen bei den Temperaturen die Ausdehnung. Es wollte lieber flüssig bleiben und nicht zu Gas werden. Und der Blick aus dem Fenster zeigte mir frisch verschneite Bergkuppen. Nach der Karte lagen sie ungefähr so hoch wie der Yellowstone Nationalpark, den ich an dem Tag erreichen wollte, etwas über 2000 Meter.
Damit war die bange Frage der letzten Wochen, ob ich es mit den zu Sliks heruntergefahrenen Reifen noch über die Berge schaffen werde, eindeutig mit „nein“ beantwortet. Ein Satz neuer Reifen mußte aufgezogen werden. Wegen der vielen SUVs in den USA ist meine Reifengröße hier sehr populär, doch die Reifen kosten ungefähr das Doppelte wie bei uns. Soviel zu dem vielen Experten im Netz und ihren „Hinweisen“ auf die billigen Reifenpreise in den Staaten. Bei Zweifel, ob die Pneu eine so lange Reise noch aushalten werden, solltet ihr zuhause Neue kaufen und nicht warten bis alles Profil verschwunden ist.
Im Yellowstone gab es dann doch noch nicht Schnee, aber nachts Temperaturen deutlich unter Null Grad. Die intensive Sonne schaffte es dann tagsüber die Luft auf 14 Grad zu erwärmen. Doch der kräftige Wind entwickelte einen sehr negativen „Chillfaktor“, der hier auch in den Wetterberichten genannt wird. Und daher habe ich meine Radtouren im Park auch deutlich reduziert. Die klassische Rundfahrt verringerte sich auf eine 40 km Hin-und Rückfahrt zum „Old Faithfull“ und dem Besucherzentrum.
Doch es lag nicht an der Kälte, daß ich vom Yellowstone enttäuscht war. Nach all den Nationalparks in den vergangenen Wochen schaffte er es in meinen Augen nicht, nochmals herauszustechen. Vielleicht lag es auch an meiner Übersättigung an Landschaftsbildern. Die Wälder waren nicht so dicht wie die Küstenregenwälder des Pazifiks, die Berge nicht so hoch wie der Denali, die Kuppen waren nicht so vergletschert wie der Jasper und die Seen im Norden waren viel intensiver türkisfarben als der im Yellowstone. Auch die Bisons machten mich nicht froh. Einer graste seelenruhig zwischen den hunderten Besuchern des Geysirs „Old Faithfull. Aber weil ich am Liard River an ganze Büffelherden vorbeigefahren bin, machte mich der Anblick nicht sprachlos. Auch die Geysire rissen es nicht raus. Ständig verglich ich sie mit Neuseeland.
Nur „Old Faithfull“ beeindruckte mich wirklich. Pünktlich zur angegebenen Zeit schleuderte er seine schätzungsweise 30 Meter hohe Fontaine heraus und durch die rund 500 wartenden Besucher ging ein Raunen bevor nur noch die Verschlüsse der Kameras zu hören waren. Ein tatsächlich großartiges Schauspiel, dass sich alle paar Stunden wiederholen soll. Natürlich gibt es dazu auch schon eine App.